Sie gehören noch nicht zum alten Eisen
Wie alles begann: „Die nächsten Veteranen-Europameisterschaften finden in Thionville statt, das liegt in Lothringen. Ist doch damit gar nicht so weit weg von Hannover. Wollen wir da nicht mal gemeinsam hinfahren?“ Was beim Bier im Scherz gesagt wurde, wurde zum Plan. Neben drei sehr aktiven Veteranenfechter/innen entschlossen sich auch vier weitere Fechter/innen zum ersten Mal in ihrem Leben bei einer Europameisterschaft zu starten. Da man sich für die Europa-Veteranenmeisterschaft nicht qualifizieren muss, war dies also keine Hürde. Das Trainingsprogramm musste allerdings etwas intensiviert werden, denn blamieren wollten sich die „Neulinge“ natürlich auch nicht. Aber es war ja, nachdem die Entscheidung gefallen war, auch noch ein gutes dreiviertel Jahr Zeit. Also wurden die Besuche beim Training regelmäßiger, die eine oder andere tauchte auch öfter im Gesundheitsstudio auf, der eine oder andere ging einmal mehr laufen. Als der April näher rückte, wurde es ernst, die Anmeldung zur EM stand bevor, jetzt musste final entschieden werden, wer starten wollte. Vom TKH entschieden sich Karin Jansen, Kirstin Meyer, Kristina Wolff, Frank Gerber, Christian Bahlke, Götz Lütjens und Rainer Rauch, dass es bei der Teilnahme bleiben sollte, und sie wurden entsprechend gemeldet. Nachdem der Deutsche Fechterbund die Anmeldung bestätigt hatte, wurden die sieben Starterinnen und Starter mit über 300 deutschen Fechterinnen und Fechtern für die EM gemeldet. Nun wurde das Training in den letzten Wochen noch etwas intensiviert, die Unterkunft wurde gebucht. Und dann war es so weit, die Reise begann. Die EM ging von Dienstag bis Sonntag und an jedem Tag musste der eine oder die andere starten, je nach Waffen und Altersklasse. Karin Jansen war sogar für alle drei Waffen (Florett, Degen und Säbel) gemeldet. Mit 1.500 Starterinnen und Startern sollen die Europameisterschaften eins der größten Fechterturniere der Welt sein, was natürlich einer entsprechend guten Organisation bedarf. Es gab klare Zeitfenster, wann die Ausrüstung jedes einzelnen offiziell geprüft und (hoffentlich) freigegeben wurde. Die Startzeiten und die Bahnenangaben konnten jederzeit im Internet eingesehen werden, einige der Wettkämpfe wurden live bei Youtube übertragen. Jeden Tag wurde morgens ab 8.00 auf 35 Fechtbahnen gekämpft, geschwitzt, gewonnen oder verloren. Für die Finalgefechte am späten Nachmittag wurde der Hallenbereich mit der Live-Übertragung abgetrennt, die Zuschauer fanden Platz auf der Tribüne, die Fechterinnen und Fechter sowie die Obleute wurden offiziell vorgestellt, aber so weit musste man erstmal kommen …
Frank, der im Herrendegen AK 60+ startete, durfte gleich am ersten Tag auf die Bahn. Er konnte dann die restlichen Tage ganz entspannt genießen, war aber, trotz seiner großen Wettkampfroutine anfangs recht aufgeregt, so dass die Vorrunde auch nicht ganz wie gewünscht verlief, aber am Ende schlug er sich zufriedenstellend und wurde 26ster von 156 Startern.
Auch Karin startete gleich am ersten Tag im Damensäbel in der AK 70+. Sie konnte hier Platz 6 von 13 belegen. In den folgenden Tagen konnte sie in der selben Altersklasse im Damenflorett 9. Platz von 18 erringen.
Kirstin startete am Mittwoch etwas verhalten in ihrer Vorrunde, wurde aber im Verlauf der Vorrunde stärker, aber damit war ihre Ausgangsposition für die folgenden KO-Gefechte nicht ideal. Sie focht dann aber ein sehr starkes KO-Gefecht, zum Sieg reichte es am Ende leider nicht ganz, so dass sie schlussendlich den 27. Platz belegte.
Am Freitag starteten die letzten beiden Herrendegenfechter. Christian in der AK 50+ und Rainer in der AK 40+. Christian focht eine hervorragende Vorrunde, gewann alle seine Gefechte und gewann so hoch, dass er die Vorrunde als Ranglistenerster von 239 Starten beendete! Leider hatten die Organisatoren bereits im Vorfeld festgelegt, dass die starterstarken Jahrgänge über zwei Tage verteilt fechten sollten. Dies galt sowohl für die Runden von Christian als auch von Rainer. Beide fochten also am Freitag ihre Vorrunden und starteten dann erst am Samstag in die KO-Runden. Rainer war in seiner Vorrunde in der AK 40+ nicht ganz so stark unterwegs wie Christian, aber platzierte sich auch im vorderen Starterfeld. Christian hatte die lange Pause nicht gut getan, er konnte am zweiten Tag nicht an die beeindruckende Leistung vom Vortag anknüpfen, wurde am Ende aber trotzdem respektabler 33. von 239. Rainer steigerte sich am zweiten Tag und erreichte einen sehr guten 18. Platz von 138.
Götz und Kristina waren, neben Karin in ihrer letzten Waffe, erst am Sonntag mit Fechten dran, so dass sie genug Zeit hatten, ihre Aufregung jeden Tag etwas zu steigern. Karin spielte einfach am letzten Wettkampftag noch einmal ihre jahrzehntelangen Wettkampfroutine aus und konnte damit am letzten Wettkampf in ihrer dritten Waffe, dem Damendegen, einen hervorragenden 3. Platz von 28 erfechten. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Kristina focht eine durchwachsene Vorrunde und hat nach dem KO ihr Minimalziel, einen Platz unter Hundert zu belegen, mit dem 85. Platz von 105 erreicht. Für Götz bestätigte sich leider sein Wissen aus der Vergangenheit, dass Wettkämpfe in Frankreich für ihn nicht sonderlich gut laufen und so wurde er am Ende 61. von 64.
Insgesamt hat sich der TKH bei den Europameisterschaften nicht schlecht geschlagen, und das olympische Motto „Dabei sein ist alles“ galt allemal. Alle hatten viel Spaß und eine gute Zeit und die Eine oder der Andere (von den Neuen) überlegt, ob es eine Wiederholung bei der nächsten EM in zwei Jahren geben wird.